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von Admin-Contao-Backend

Daniela Stein

Mehr als alles andere behüte dein HERZ... (Gefangen in der Forensik)

Im September 2018 bekam ich eine akute Psychose und wurde nach einem Großaufgebot von Rettungskräften und der Polizei in eine Forensik eingewiesen. Hier war ich nach § 126 vorläufig untergebracht. Für mich bzw. meine Familie ein absoluter Albtraum, wussten wir noch nicht einmal, was eine Forensik eigentlich ist. Dort angekommen bin ich Tag für Tag immer mehr auf den Boden der Tatsachen geprallt. In einem speziellen Nachthemd gekleidet, mit einer Weichbodenmatte ausgestattetem Zimmer und mit mehrfach abgeschlossener Türe, verbrachte ich die ersten Tage. Als Mutter von vier Kindern – 8, 6, 4 und 9 Monate (unseren damals 9 Monate alten Sohn habe ich noch gestillt) war ich von jetzt auf nachher absolut handlungsunfähig. Ich verbrachte die Stunden mit Beten, Weinen und „Nichtverstehen“ der Situation. Ich durfte weder mit meinen Angehörigen telefonieren, noch jemanden sehen.

Es war absolut schlimm und mir zerriss es fast das Herz von lauter Sorge und Sehnsucht nach meinen Kindern. Ich musste mich der Situation hingeben und so kam es auch, dass ich 220 km von zuhause abstillen musste. Erst nach eineinhalb Wochen wurde gerichtlich geregelt, dass ich telefonisch, wie auch persönlich Kontakt zu meiner Familie haben darf. Die Tage vergingen wie Jahre und ich fühlte mich von 100 auf 0 ausgebremst. § 126 bedeutet vorläufige Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus bis zur Gerichtsverhandlung. Diese, so wurde mir relativ schnell von den Mitpatienten oder besser gesagt Gefangenen gesagt, findet frühestens vier bis sechs Monate später statt. Für mich brach die Welt zusammen…

Das kann doch nicht sein – eingesperrt und getrennt für so lange Zeit von meinen Liebsten. Ich wollte und konnte dies nicht glauben. Jedoch kam es nicht anders… Mein Mann und unsere Kinder kamen jedes Wochenende für circa 3 Stunden zu Besuch. Jedes Mal war es ein Gefühl der Freude, aber auch eine angespannte Situation. Wir hatten das Besucherzimmer – ich musste den Kindern jedes Mal erklären, dass wir nicht in Mama´s Zimmer dürfen. Ich war auf Station fast die Einzige, die Besuch bekam und vor allem die einzige Mama. Ich war immer am ausloten, dass die Besuch nicht an Lautstärke usw. ausarteten. Es war einfach unsagbar schwer, jedes Mal die Frage nach dem Ende des Aufenthalts von den Kindern irgendwie beantworten zu müssen. Bei jedem Abschied brach es mir fast das Herz, meine Liebsten wieder gehen zu lassen. Ich hatte die ersten eineinhalb Monate mittags für 1 Stunde Innenhofausgang. Danach weiß ich noch wie heute, als mir die Chefärztin täglich 1 Stunde Gartenausgang genehmigt hat. Vor lauter Freude fiel ich ihr um den Hals und weinte. Bin ich doch ein Mensch, der auf dem Land lebt und täglich mehrere Stunden mit den Kindern draußen verbringt. Als ich zum ersten Mal den Garten betrat – es war ja Herbst – und die Blätter fielen, habe ich ganz intensiv den Geruch der Natur wahrgenommen und war vertieft ins Gebet. Ganz egal war mir da sogar der meterhohe Zaun, der mich von meiner geliebten Freiheit trennte. So verbrachte ich die Tage und Wochen mit Beten, Lesen, Beschäftigungstherapie und Arbeitstherapie. Während dessen hatte ich mehrmals Gutachtergespräche und bei jedem Mal wurde mir klarer, dass es letztlich um das Ergebnis der Gerichtsverhandlung geht. Es waren schreckliche Tage und vor allem auch Nächte.

Das einzige, das mich hoffen lies, war JESUS. Ich heiße Daniela und das bedeutet: Gott ist mein Richter. Somit war dies mein Halt an dem ich nicht los lies. Die Ärzte schüttelten oft nur den Kopf, wenn ich sagte, dass ich das ganze nur aufgrund meines Glaubens durchstehe. Sie meinte, dass es für einen psychisch labilen Menschen nicht gut ist, „zu“ christlich zu sein… So wurden die Tage kürzer und die Nächte länger. Ich musste Weihnachten, ja, den Heiligen Abend, der erste Geburtstag meines geliebten Niklas, getrennt von meiner Familie erleben. Ebenso die anderen Feiertage. Es war einfach nur schrecklich… Endlich kam der Brief vom Gericht mit Termin auf 29.01.19 – ich war unendlich aufgeregt – ging es in ein paar Tagen um mein weiteres Leben und das meiner geliebten Familie. Es standen mehrere Möglichkeit als Ergebnis zu Betracht. Freispruch – Freispruch auf Bewährung oder weitere Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Die Anspannung stieg und ich weiß heute nicht mehr, wie ich die Zeit bis dahin verbrachte. Lag mein Schicksal doch eindeutig nicht in meinen Händen, war gerade zu diesem Zeitpunkt GOTT mein Ein und Alles. Der Tag der Gerichtsverhandlung ist mir als Marathon im Gedächtnis. Ich bin mir wie eine Schwerverbrecherin vorgekommen – musste in der Pause in eine Zelle usw. Erst gegen 20 Uhr fiel das Ergebnis: FREISPRUCH. Der Vorwurf war nicht sicher feststellbar! Unendlich glücklich und dankbar über das Ergebnis verließen wir das Gericht und ich kann nur sagen: JESUS SAVES MY LIFE.

Nun sind eineinhalb Jahre vergangen, seit ich wieder zuhause bin. Es war eine Zeit mit vielen Auf und Ab´s. Ich habe immer gesagt, dass ich rausgerissen und wieder in meine Situation reingeworfen wurde. Auch mein Glaube wurde in dieser Zeit ganz neu geprüft.

Bleibt mir jetzt als Botschaft zu sagen:

MEHR ALS ALLES ANDERE BEHÜTE DEIN HERZ. Denn gerade in Krisenzeiten zeigt sich: Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.

Noch kurz mein christliches Profil:

Als Baby evangelisch getauft, konfirmiert und kirchlich geheiratet. Jedoch war ich nur oberflächlich gläubig. Seit 2003 – nach dem plötzlichen Tod meiner Schwester mit 20 Jahren – war ich überall auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Erst im August 2015 – am Ende meiner Kräfte (mein Mann hatte zum dritten Mal Burnout) erlebte ich JESUS und bin seither „angekommen“. Ich war mit unseren drei Kindern im Gottesdienst unserer Freikirche und wir hatten an diesem Sonntag Frühstücksgottesdienst, d. h. Frühstück, kurzer Impuls und danach Diskussion an den Tischen. Meine Tischnachbarn merkten, dass es mir nicht gut ging und somit war ich an unserem Tisch diejenige, die aus meiner Situation erzählte. Danach beteten zwei/drei Bekannte für mich. Plötzlich als eine Freundin hinter mir stand und mir die Hand auflegte, sagte sie nur „Und Jesus nimmt Dir nun alle Deine Sorgen ab“ – fiel eine riesige Last von meinen Schultern und ich spürte einfach nur Wärme und Leichtigkeit. Ich wusste, dass es JESUS war, der mich rettete. Das Gefühl des Angekommen-seins ist bis zum heutigen Tag nicht mehr weggegangen und somit ist JESUS mein täglicher Begleiter. Kurz vor der Psychose habe ich mich Erwachsen-taufen lassen. Es gab Phasen, da habe ich ständig im Alltag gebetet und war „online“. Ebenso gab und gibt es Tage, an denen es einfach viel ist und mir erst abends auffällt, dass ich heute noch gar keinen Kontakt hatte. Auch hat mein Aufenthalt in der Forensik und die Medikamente meine Wahrnehmung verändert.

 

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